Banken und Finanzen
Gesunkene Gehälter

Banken & Finanzen

Die Digitalisierung, die rasante Zunahme von Fintech-Unternehmen und der Einsatz computerbasierter Investment-Strategien wirbeln alles durcheinander, Geschäftsmodelle verändern sich oder werden gänzlich neu entwickelt. Die meisten Kreditinstitute reduzieren zudem großräumig ihre Filialbetriebe. Um bis zu sechs Prozent gesunkene Gehälter (seit 2014) registriert der Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller.
Die Digitalisierung, die rasante Zunahme von Fintech-Unternehmen und der Einsatz computerbasierter Investment-Strategien wirbeln alles durcheinander, Geschäftsmodelle verändern sich oder werden gänzlich neu entwickelt. Die meisten Kreditinstitute reduzieren zudem großräumig ihre Filialbetriebe. Um bis zu sechs Prozent gesunkene Gehälter (seit 2014) registriert der Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller.

Andererseits könnten Tausende neue Jobs entstehen, wenn durch den Brexit Banken ihren Sitz aus London etwa nach Frankfurt verlegten, weil sie einen Sitz in einem EU-Staat benötigen, um ihre Dienstleistungen anzubieten. Der Bundesverband deutscher Banken rechnet mit „guten Chancen“, vom Brexit profitieren zu können. Anfragen an die Finanzaufsicht Bafin gibt es bereits – allerdings buhlen auch andere europäische Metropolen wie Luxemburg, Paris, Madrid, Amsterdam oder Dublin um den möglichen neuen Standort.

Sicher ist jedoch nichts: Unruhe und Jobunsicherheit kennzeichnen die Branche und sorgen für ein teils unkalkulierbares Risiko, mit dem die Beschäftigten derzeit leben müssen.

Das Durchschnittsgehalt von Fach- und Führungskräften liegt bei 64.178 Euro – und damit rund 4.500 Euro über dem anderer Branchen. Das zeigt die aktuelle Vergütungsstudie von Stepstone. 

Betrachtet man das gesamte Finanz- und Rechnungswesen inklusive Controlling, liegt der Durchschnittswert bei 55.892 Euro. Der variable Anteil am Gehalt beträgt dabei sieben Prozent.

Grundsätzlich ist zu beachten: Akademiker verdienen rund 35 Prozent mehr als Mitarbeiter ohne Hochschulabschluss. Ein Masterabschluss bringt neun Prozent mehr Gehalt als ein Bachelorabschluss. Bewerber mit Promotion oder MBA können ein Sahnehäubchen erwarten, sind aber dafür auf bestimmte Karriere-Positionen festgelegt und gelten für viele Jobs leicht als überqualifiziert. Wer die Führungskräftelaufbahn der Fachkarriere vorzieht, kann noch einmal 25 Prozent mehr erwarten. 

Eine gute Orientierung bei der Gehaltsbetrachtung bieten auch  die Tarifverträge. Immerhin arbeiten etwa 53 Prozent der westdeutschen und 36 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten in Unternehmen, die branchentarifgebunden sind. Firmentarifverträge gelten für sieben Prozent der westdeutschen und rund elf Prozent der ostdeutschen Arbeitnehmer. 

Durchschnittsverdienste als Professional 


Jahresbrutto in Euro [1]

Alleinbuchhalter

46.000 – 63.000

Buchhaltung

47.400 – 54.300

Bilanzbuchhalter

49.250 – 69.250

Versicherungskaufmann/-frau

51.192

Bankkaufmann/-frau

53.208

Controlling

53.500 – 70.500

Financial Analyst

54.250 – 80.250

Analyse

59.900 – 69.400

Anlageberatung

63.900 – 76.700

Vermögensberatung

63.900 – 76.700

Steuerberater

65.000 – 119.250

Senior Controller

67.500 – 102.500

Senior Treasurer

72.250 – 106.000

Wirtschaftsprüfer

92.250 – 131.500

 [1] Quellen: karriere.de-Gehaltscheck/Stepstone Gehaltsreport 2016/Robert Half Gehaltsübersicht 2017/Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit

 

Managementfunktionen


Jahresbrutto in Euro [2]

Buchhaltung (Leitung)

62.500 – 97.000

Rechnungswesen (Leitung)

64.750 – 102.250

Controlling (Leitung)

73.500 – 113.000

Treasury (Leitung)

85.750 – 139.500

Finanzen (Leitung)

97.250 – 141.000

CFO

126.750 – 212.500

 

[2] Quelle: Robert Half Gehaltsübersicht 2017

Einflussfaktoren auf das Gehalt

Kreditinstitut oder Unternehmen?

Unter den Banken ist die Hamburger Privatbank Berenberg diejenige, die den höchsten Personalaufwand pro Mitarbeiter betreibt und im Durchschnitt die höchsten Gehälter zahlt, stellt das Netzwerk eFinancialCareers in seinem aktuellen Ban-kenranking fest. Sie hat damit die Deutsche Bank abgelöst, die Rekordverluste von rund 6,9 Milliarden Euro machte. Für die Mitarbeiter im Investmentbanking – traditionell diejenigen, für die immer der höchste Aufwand betrieben wurde – gibt die Hypovereinsbank am meisten aus. 

Im unteren Bereich des Rankings sind die DZ Bank Gruppe und die Sparkassen zu finden, die teils nicht einmal ein Drittel des Personalaufwands betreiben wie die Führenden.

Wichtig bei der Gehaltsbewertung bzw. -einordnung ist bereits heute die Unterscheidung zwischen dem Retail-Filialgeschäft und dem Investmentbanking: In letzterem Bereich sind die Gehälter circa dreimal so hoch, dafür steigen seitens der Kreditinstitute in hohem Maße die Erwartungen an Leistung und Engagement der Mitarbeiter. Das Risiko ist ständiger Wegbegleiter.

In der freien Wirtschaft befinden sich viele Unternehmen in der Umstrukturierung, stellen die Abteilungen Controlling, Buchhaltung und Gehaltsabrechnung neu auf und benötigen daher Personal. Doch qualifizierte Fachkräfte sind offen-sichtlich rar. So gaben in einer Unternehmensbefragung des Personaldienstleisters Robert Half fast drei Viertel aller befragten CFOs an, Mühe bei der Rekrutierung des entsprechenden Personals zu haben. In etwa genauso viele fürchten sogar, dass die besten Kräfte zur Konkurrenz abwandern könnten. Das eröffnet für gute Fachkräfte neue Möglichkeiten in der Gehaltsverhandlung . 

Während Tax Manager, Controller, Bilanz- und Finanzbuchhalter weiterhin gute Karten haben, sind dagegen die Aussichten für Auditoren, Rechnungswesenleiter, und Risikomanager gesunken, wie der Fachkräfteindex des Personaldienstleisers Hays zeigt.

Gute Karten haben auch IT-Spezialisten, die in die Bankensparte einsteigen möchte. Denn dort will man neuen Herausforderungen gerecht werden und benötigt IT-Personal für für ERP-Systeme, Compliance, Risikomanagement und Entwicklung neuer Dienstleistungen, heißt es in einer Trendprognose des Karrierenetzwerks eFinancialCareers. Diese Spezialisten sollten idealerweise ein fundiertes Verständnis für die Arbeitsweisen der Branche mitbringen.

Branchen mit Mehrwert

Am besten verdienen Fach- und Führungskräfte im Bereich Finance in der Pharma-Industrie – vor der Luft- und Raumfahrt, Metallindustrie und Medien. Erst dann folgen Bankenbranche, Automotive, Chemiebranche und Telekommunikation. Das geht aus der Stepstone-Gehaltsstudie hervor. Besonders dringend gesucht werden zurzeit Finanzleute im Handel und im Maschinenbau.

Ihr Realgehalt

Ob am unteren Rand mit rund 35.000 Euro oder bei über 200.000 Euro: Mit einem guten Jahresgehalt lässt es sich nicht in jeder Region gleich gut durchstarten. Denn so mancher scheinbare Gehaltsvorsprung entpuppt sich oft als echtes „Leerstück“.  Höhere Mieten in Großstädten wie München oder Frankfurt, die unterschiedliche Kaufkraft bei Lebensmitteln und Konsumgütern, Benzinkosten, Immobilienpreise, Infrastruktur – all das sind Faktoren, die sich im Portemonnaie bemerkbar machen. Ein vermeintliches Traumgehalt kann da schnell zu einem Trauma werden.

Um dem vorzubeugen, ist es ratsam, sich einen Überblick zu verschaffen, in welchen Städten und Regionen es sich finanziell am besten leben lässt. Im Umkehrschluss kann man dann auch ableiten, in welchen Städten ein höheres Gehalt wichtig ist, um die monatlich anfallenden Kosten zu decken.

Wieviel also ist das eigene Gehalt wirklich wert?

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung vergleicht die Gehaltsentwicklung in den Regionen und gleicht diese mit den Lebenshaltungskosten und anderen Ausgaben ab, die Durchschnittsdeutsche tätigen. 

All diese Werte ergeben den Regionalen Kaufpreisindex (RKI), aus welchem sich entnehmen lässt, wie viel das eigene Gehalt wirklich wert ist und in welcher Region es sich mit dem gleichen Gehalt besser leben lässt (mögliches Gehaltsplus). 

Basis der RKI-Berechnungen ist das bundesweite Durchschnittsgehalt von 28.950 Euro. Aktuell liegt das Medianentgelt aller Vollzeitbeschäftigten laut Bundesarbeitsagentur bei etwa 36.290 Euro/Jahr.

Aktuelle Trends und Tipps vom Vergütungsexperten

„Im Investmentbanking kann das Gehalt auch die Million überschreiten“


Interviewpartner:
Dr. Martin von Hören
Vergütungsexperte bei Kienbaum Management Consultants

Das Interview führte Anne Koschik, Chefredakteurin 


Tendenziell zahlen Banken mehr – und im Investmentbanking trotz aller Unkenrufe immer noch am meisten. Allerdings wurden die Boni stark zurückgefahren. Insgesamt werden Gehälter aus der „alten Welt“ – also wie in Zeiten vor der Finanzkrise – nicht mehr in der gewohnten Höhe bezahlt. Gefragt für das Finanzwesen sind Wirtschaftswissenschaftler, Mathematiker und Informatiker. Neuerdings haben auch Juristen gute Chancen.  

Welche Einstiegsgehälter im Bereich Banking & Finance sind heute realistisch?

Im Durchschnitt liegt das Einstiegsgehalt bei 49.000 Euro im Jahr. Allerdings gibt es eine beträchtliche Streuung. Das Gehalt ist auch maßgeblich abhängig von der Fachrichtung und dem Grad des Abschlusses.

Das Thema „Finanzkrise“ ist längst überstrapaziert, dennoch: Schlägt sie sich noch auf die Einstiegsgehälter nieder?

Bei Einstiegsgehältern hat die Finanzkrise ohnehin keine großen Einschnitte gebracht. Wir erleben sogar eine Steigerung, die bei der sehr niedrigen Inflationsrate aber naturgemäß nicht so hoch ausfällt. Die Tendenz nach oben ist jedoch gegeben.

Mit welchen Qualifikationen hat man die besten Chancen auf einen guten Einstieg bzw. Karrieremöglichkeiten im Bereich Banking & Finance?

Seit einiger Zeit ist es auffällig, dass Juristen besonders gut im Rennen liegen. Sie werden für alle Rechtsentscheidungen gebraucht, natürlich in den Rechtsabteilungen, aber auch in den Personalabteilungen und  zum Teil auch im operativen Be-reich der Kreditinstitute.  Etwa gleich groß ist dann die Chance für die große Masse der Wirtschaftswissenschaftler einerseits und der Informatiker bzw. Mathematiker andererseits.

Betrachten wir einmal das Investment-Banking: Sind hier Spitzenverdienste wieder problemlos möglich?

Hier gibt es nach wie vor sehr hohe Einkommen. Bei großen Banken kann die Vergütung auch eine Million überschreiten.  

Wie steht es um die Gehaltsaufteilung in Fixum und Variable: Ist das verbreitet oder beschränkt es sich auf bestimmte Berufsfelder?

Im Investmentbanking gab es traditionell immer extrem hohe Variable. Das hat sich durch neue gesetzliche Rahmenbedingungen im letzten Jahr aber geändert. Die Höhe der Variablen darf sich immer nur auf der Höhe des Fixums bewegen, so dass ein 50:50-Aufteilung im Regelfall die Obergrenze ist. Das betrifft wiederum nur die Top-Positionen – und Ausnahmen gibt es nur, wenn die Hauptversammlung dies explizit genehmigt.

Generell ist aber festzustellen, dass die Variablen zum Teil zugunsten des Fixums zurückgefahren wurden. Bei Bereichsleitern beträgt das Verhältnis Fixum/Variable in etwa 70:30 und auf operativer Führungsebene  etwa 80:20 bis 90:10.  
 

Welche Gehaltsanreize sind für Banker am attraktivsten? Welche Zusatzleistungen sind üblich, welche wären möglich/verhandelbar?

Bei Banken ist das fast immer unternehmenseinheitlich geregelt. Die Individualität von Gehaltspaketen sinkt unterhalb der Vorstandsebene enorm. Für AT-Beschäftigte besteht meist eine institutsweite Lösung, beim Einstieg ist gar keine echte Verhandlungsbasis gegeben. Es sind in der Regel Rahmen vorhanden, die nicht überschritten werden. Ausnahmen bestätigen die Regel: Die gibt es zum Beispiel bei gefragten Talenten, insbesondere für schwer zu besetzende Positionen.

Was ist bei Gehaltsverhandlungen zu beachten? Ab wann wird Pokern gefährlich?

Bei einem freiwilligen Wechsel wird man in der Regel eine Verbesserung der persönlichen Situation anstreben. Zehn bis 15 Prozent mehr Gehalt sollten bei einem Wechsel drin sein – es sei denn, der Wechsel findet auf der gleichen Ebene statt. Dann sollten aber die besseren Entwicklungsmöglichkeiten im Vordergrund stehen.  Manchmal ist es besser, mittelfristig zu denken und nicht den schnellen Gehaltszuschlag zu erwarten.

Ist ein Wechsel aus dem Bankenbereich ins Finanzwesen von Unternehmen angeraten? Mit welchen Gehaltsschwankungen muss gerechnet werden? 

Ein Wechsel in die Industrie bedeutet, dass man keinen riesigen Gehaltssprung macht. Denn tendenziell zahlen Banken mehr. Viele Bankmitarbeiter haben auch noch Gehälter aus der „alten Welt“, also aus Zeiten vor der Finanzkrise und aus teilweise noch sehr viel größeren Instituten. Vergütungen in dieser Höhe werden heute nicht mehr bezahlt. In solchen Fällen hätte ein Wechsel finanziell eher negative Folgen, da keine Sprünge zu erwarten sind, ermöglichen aber vielleicht neue Perspektiven.

In welchen Regionen und Branchen verdienen Banker am besten?

Erstens nach wie vor im Rhein-Main-Gebiet, dann im Raum München. Europäischer Finanzmagnet für deutsche Banker bleibt London.

Haben Sie einen Geheimtipp für die Gehaltsverhandlung?

Überzeugen heißt die Devise – mit Kompetenz und Leistung. Wichtig dabei ist, die bisher erbrachte, aber auch die künftige Leistung ins Gespräch einzubringen. Von Vorteil wäre es, dem Arbeitgeber mit Geschick das Gefühl zu vermitteln, wie attraktiv man auf dem Arbeitsmarkt ist. Das ist allerdings eine Gratwanderung, die nicht jeder beherrscht. Sicher ist: Mit Abwanderung zu drohen hilft in der Regel nicht, deshalb rate ich davon eher ab. Da gilt für viele Unternehmen der alte Satz: „Reisende soll man nicht aufhalten“. Die absolute Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber muss deutlich werden. Dann bietet sich vielleicht die Chance zu sagen, dass man mit der Gehaltsentwicklung nicht so ganz glücklich ist. 

Dieser Artikel ist erschienen am 11.04.2018
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